

Der Frühling lässt seine lauen Lüfte schon zaghaft seine Fühler ausstrecken und wir erahnen mildere Jahreszeiten. Zeit, einmal tief in die Stoffschublade zu greifen und im Gehirn zu kramen, denn: Frühlingszeit ist Stoffentwicklungszeit und genau der richtige Anlass, mal das eine oder andere Pitch Paper zusammenzustellen.
Ganz egal, ob du gerade an einer Idee für ein Drehbuch arbeitest oder doch einen Roman schreiben möchtest: ein Pitch Paper kann, wenn wir es nicht dazu nutzen wollen, unsere Idee schon vor dem Schreiben selbst zu vermarkten, helfen, eine Struktur zu entwickeln und die wichtigsten Fragen schon zu Beginn der Stoffentwicklung zu klären.
Das Pitch Paper – Vermarktung und Entwicklungstool in einem
Klassischerweise dient das Pitch Paper auf dem Film- und TV-Markt dazu, eine Stoffidee schon in einem frühen Stadium der Entwicklung an den Mann, bzw. an die Produktionsfirma, den Sender oder den Verleiher zu bringen.
Aber auch wenn wir noch keine genaue Idee haben, wo wir mit dem Stoff hinmöchten, kann es sinnvoll sein, die Essenz aus unserer Stoffidee, ganz gleich, wie weit wir bisher mit ihr gekommen sind, herauszufiltern und sie möglichst präzise und pointiert zu Papier zu bringen. Weil die Erstellung eines solchen Dokuments uns dabei hilft, Thematik, Ziel und Plot genauestens zu überdenken, ist das Pitch Paper ein perfektes Tool, um die eigene Arbeit im Entwicklungsverlauf zu überprüfen.
Übrigens eignet sich ein solches Pitch Paper auch für andere Projekt jenseits der Filmstoffentwicklung: Auch für einen Ratgeber, ein Sachbuch oder einen Roman lässt sich ein Pitch Paper entwickeln, mit dem sich nicht nur unsere Idee auf ihr Rückgrat und ihren Bestand überprüfen lässt. Mit einem solchen Papier können wir u. a. bei einer Literaturagentur oder direkt bei einem Verlag anklopfen und versuchen, das gute Stück schon bevor wir auch nur ein Wort geschrieben haben, zu vermarkten.
Das perfekte Pitch Paper
Eins vorab: Das perfekte Pitch Paper gibt es nicht. Sender, Verleiher, Produktionsfirmen, jede Instanz stellt andere Anforderungen an so ein Papier – und wir selbst stellen uns manchmal als unsere größten Kritiker heraus. Wichtiger als die Jagd nach dem heiligen Gral, also dem perfekten Pitch, sind genau zwei Faktoren, auf die wir uns selbst immer wieder überprüfen müssen:
- Sei klar!
- Sei interessant!
Ein Pitch, der seine Inhalte nicht klar auf den Punkt zu bringen vermag, kann auch nicht interessant sein. Und interessant wird ein Pitch dann, wenn wir aus im klar herauslesen können, worum es geht und worauf das Ganze hinausläuft.
Klingt, als bisse sich die Katze in den Schwanz? Mitnichten, denn wir haben hier zwei Faktoren, die einander bedingen, die nicht ohne den anderen leben können.
6 Tricks, mit denen dein Pitch heraussticht
Ein Pitch ist niemals gleich einem Pitch. Jede Geschichte, jede Idee hat eine Besonderheit, die sie zu einem herausragenden Pitch machen kann. Aber nur, sofern wir diese Besonderheit erkennen. Das kann eine Figur sein, das Setting oder eine Thematik: Das gewisse Etwas, das wir ins Zentrum unseres Pitches stellen.
Aber ganz egal, welcher Kern unseren Pitch im Innersten zusammenhält, gibt es ein paar einfache Richtlinien, die uns helfen, ein Pitch Paper zu erstellen, das aus der Masse heraussticht. Das wohl größte Geheimnis daran: Keep it simple!
1. Die Logline gehört ganz nach oben
Ein Pitch Paper verfolgt den Zweck, seinem Leser in möglichst knapper Form möglichst viel über ein Projekt zu verraten. Deshalb sollte die Logline ganz oben stehen.
Die Logline bringt den Inhalt deines Projekts auf den Punkt. In 25-60 Wörtern fasst sie die wichtigsten Aspekte zusammen und macht, ähnlich wie ein Teaser, neugierig. Sie sorgt für eine klare Struktur und gibt bereits einen kleinen Ausblick auf das, was der Leser zu erwarten hat.
Wenn du kein Drehbuch, sondern z. B. die Synopse eines Romans präsentieren willst, kannst du ebenfalls eine Logline verwenden, um den Leser vom ersten Satz an in die richtige Richtung zu führen.
2. Vergiss das Setup nicht
Weil ein Pitch Paper nur wenig Platz für Inhalte und die Story bietet, ist es wichtig, dass der Leser sich von Anfang an zurechtfindet. Verzichte auf ausufernde Beschreibungen, welche Handlungsschritte in welcher Reihenfolge passieren – zu diesen Zeitpunkt sind die noch nicht so wichtig.
Viel wichtiger, und deshalb ein elementarer Bestandteil eines klar aufgebauten Pitch Papers, sind grundlegende Informationen über das Setup deiner Geschichte:
- Wer ist der Protagonist? Mit wem haben wir es zu tun und was zeichnet ihn/sie aus?
- Was will er? Welches Ziel verfolgt er?
- Wer ist sein Gegenspieler? Wer oder was legt ihm Steine in den Weg?
Indem du dir selbst diese Fragen beantwortest, kannst du in wenigen Worten den Ausgangspunkt und den Konflikt deiner Geschichte zusammenfassen. Solltest du nicht an einem Einzelstück arbeiten, sondern z. B. den Piloten einer TV-Serie oder eine Episode für ein bestehendes Format vorstellen, gehört zum Setup zudem ein kurzer Absatz über das Format an sich. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Drehbuchentwicklung, sondern auch für das Pitchen von Romanen oder Sachbüchern.
3. Lass das Ende nicht aus
Ein Pitch ist etwas ganz anderes als ein Teaser Trailer für einen Kinofilm. Das eine ist die Vorstellung einer nicht einmal ansatzweise fertigen Story (aber natürlich können wir ein solches Dokument auch für ein fertiges Produkt anfertigen). Das andere ist ein Marketingtool eines fertigen Produkts. Trotzdem denken viele Autoren zunächst, dass sie eine größere Neugier schüren, wenn sie das Ende ihrer Geschichte verschweigen und im spannendsten Moment aussteigen.
Für den Teaser Trailer mag das funktionieren, denn er verfolgt den Zweck, möglichst viele offene Fragen aufzuwerfen und die Leute ins Kino oder vor den Bildschirm zu locken. Der Pitch dagegen will etwas verkaufen, und zwar seine eigene Story. Allerdings kaufen weder Sender noch Produktionsfirmen, Verleiher oder Literaturverlage gerne die Katze im Sack.
Warum aber sollte jemand Zeit (und in der Konsequenz Geld) investieren, um mehr über eine Story lesen zu wollen, von der er nicht einmal weiß, wie sie ausgehen wird? Mit einem Spoiler hat das Erzählen des Endes in diesem Fall höchst wenig gemeinsam, vielmehr ermöglicht uns das Offenlegen des Endes, den Leser von unserer Geschichte zu überzeugen.
Und wenn er nicht überzeugt ist, hat er wenigstens nicht Stunden investieren müssen, um herauszufinden, dass die Story ihn nicht überzeugt.
4. Versteck dein Genre nicht
Gerade weil ein Pitch Paper in der Regel nicht besonders lang ist, muss alles zusammenpassen. Dazu leistet auch die Sprache ihren Teil, ebenso wie Stil und Design des Dokuments. Konkret kann das bedeuten, eine Komödie z. B. möglichst lustig zu schreiben. Ein Thriller oder ein Horrorfilm lassen sich dem passenden Vokabular und einem spannungsgeladenen Aufbau unterstreichen. Ein emotionales Drama oder eine Tragikomödie gewinnen durch eine sentimentale Sprache, die Emotionen hervorruft.
Das Genre auch sprachlich und/oder visuell herauszustellen, hilft dir dabei, deinen Leser von der Durchdachtheit deines Projekts zu begeistern und zu überzeugen. Im visuellen Bereich solltest du dich allerdings an das grundsätzliche Gesetz eines Pitch Papers halten, dass weniger oft mehr ist.
5. Verlier dich nicht in Details
Kommen wir noch einmal zurück zu dem, was ich in Punkt 2 schon zu Bedenken gegeben habe. Ausufernde Beschreibungen führen schnell zu Langeweile: Wer alle paar Sätze „und dann… und dann… und dann…“ liest, hat schnell keine Lust mehr, weil nicht ersichtlich ist, wohin das Ganze führt.
Zu viele Details können einen Pitch eher behindern als seine Story zu unterstützen. Dein Ziel sollte deshalb eher darin liegen, die Idee bzw. das Konzept HINTER der Geschichte zu verkaufen.
6. Weniger ist mehr
Was klingt wie ein abgedroschener Ratschlag, ist in Hinsicht auf ein Verkaufspapier, und nichts weniger ist ein Pitch letztendlich, tatsächlich mehr als sinnvoll. Nehmen wir an, du hast deinen Text in einem großen, zusammenhängenden Block verfasst, in kleiner Schrift, um möglichst viel auf deiner Seite unterbringen zu können.
Wahrscheinlich würdest du aber lieber einen Pitch lesen, der klar strukturiert ist und in einzelnen, kurzen Absätzen mit eigenen Überschriften durch den Text führt.
Die Übersichtlichkeit ist ein wesentlicher Punkt, denn je unstrukturierter ein Text ist, desto wahrscheinlicher wird er zur Seite gelegt, ohne ihn bis zum Ende zu lesen. Aber wie lässt sich aus weniger mehr machen?
- Vergiss lange, dichte Absätze: Brich deinen Text in viele kleine Abschnitte auf, die inhaltlich zusammenhängen.
- Sei sparsam mit Worten. Auch komplexe Zusammenhänge lassen in kurzer Form ausdrücken, oftmals sogar besser als in einer (da ist sie wieder) laaaangen Beschreibung.
- Halte dich auch in Sachen Design und Schriften zurück. Weder ein überbordendes Design noch eine verschnörkelte Schrift tun deinem Pitch einen Gefallen.
Und wie ist das denn jetzt mit der Länge?
Das klassische Pitch Paper des amerikanischen Filmmarkts hat nur eine einzige Seite. Es heißt deshalb auch One Page Pitch. In Deutschland ist das ein bisschen anders, und es gibt nicht immer klare Vorgaben, wie lang so ein Pitch sein darf (oder welchen Umfang er mindestens haben soll). Feste Vorgaben gibt es z. B. bei Stoffentwicklungsbörsen oder bei Ausschreibungen von Sendern oder Produktionsfirmen.
Wenn du dich nicht nach festen Vorgaben richten kannst, sondern frei einreichst, ist es eine gute Faustregel, sich so kurz wie möglich zu halten. Grundsätzlich sollte sich jede Idee, ganz gleich wie komplex sie ist, auf 2 bis 3 Seiten zusammenfassen lassen. Bei einer Serienidee können aufgrund des größeren Umfangs auch 4 bis 5 Seiten nötig sein, um den Kontext, die Figuren und die wichtigsten Inhalte zu erklären. Viel länger sollte es aber nicht werden, schließlich geht es erstmal darum, Aufmerksamkeit zu erlangen. Längere Formen kannst du bei Interesse immer noch nachreichen. Aber um ins Gespräch zu kommen, genügt ein knappes, klar strukturiertes Dokument, das in so wenigen Worten wie möglich die Essenz deiner Stoffidee wiedergibt.