

Manche Autoren schreiben, weil sie schreiben müssen. Ihr Kopf ist so voll mit Geschichten und erzählenswerten Dingen, dass sie gar nicht „nicht“ schreiben können. Wenn sie nicht schreiben, ersticken sie an den Geschichten, die in ihrem Kopf nach vorne drängen. Klarer Fall von Schreiben als Berufung?
Was ist eigentlich „Berufung“?
Als Berufung bezeichnen wir den Teil unseres Lebens, der uns zwingt zu handeln, ohne dass wir etwas dagegen machen können. Autoren spüren eine innere Notwendigkeit zu schreiben. Wenn das Schreiben von innen heraus kommt und der Drang danach sich nicht abschalten lässt, dann kann man durchaus von Berufung sprechen.
Schreiben ist nämlich das, was unser Leben bestimmt – unsere Leidenschaft.
Wenn ich nun also Leidenschaft fürs Schreiben empfinde: Heißt das, dass ich mich einfach hinsetzen kann und losschreiben, wenn mir eine Idee im Kopf herumgeistert? Und wenn ich den letzten Satz beendet habe, bin ich fertig?
Oder gehört da noch mehr dazu? Kann jeder einfach so schreiben?
Schreiben ist mehr…
Letztlich kann natürlich jeder schreiben. Aber Schreiben ist mehr als nur den Stift aufs Papier setzen oder die Finger über der Tastatur ausbreiten. Schreiben ist nämlich – und das wird gern vergessen – auch Handwerk. Gut schreiben, schön schreiben, begeisternd schreiben, das ist keineswegs selbstverständlich.
Wenn ich andere Autoren frage, wie sie zu ihrem heutigen Schreibstil gekommen sind, dann ist die Antwort immer so individuell wie der Autor selbst, aber der Kern der Aussage bleibt derselbe: Es war ein weiter Weg.
Kann jeder schreiben lernen? Wenn es doch ein Handwerk ist…
Berufung ist eine Sache, Handwerk die andere. Und wenn ich gar schrecklich talentiert bin? Brauche ich dann Handwerk? Es gibt Ausnahmetalente – aber die sind selten. Talent hilft eine ganze Menge, und es kann sich auf unterschiedliche Weise äußern.
- Das Talent, Geschichten zu erzählen
- Das Talent, Worte zu Musik zu weben
- Das Talent spannende Figuren zu entwickeln
- Das Talent, Menschen mit auf die Reise zu nehmen
- …
Egal, welches Talent du besitzt – für die professionelle Schreiberei ist es unerlässlich, wenn du Menschen erreichen möchtest.
Geheime Tricks beim Schreiben
Fragt man die großen und berühmten Autoren nach ihren geheimen Tricks fragt, hat jeder sein eigenes System.
Die schlechte Nachricht: Ein Patentrezept gibt es nicht.
Die gute: Ob du ein guter Autor wirst oder nicht, liegt in dir selbst, in deinem Ideenreichtum, in deinem Schreibstil, Rhythmus, Durchhaltevermögen und letztlich auch in deinem Mut, deine Texte zu veröffentlichen – egal ob Blog, Kurzgeschichte, Ratgeber oder Roman.
3 Vorurteile über das Schreiben
Kluge Weisheiten über das Schreiben gibt es schon so lange, wie Menschen schreiben. Manche dieser Vorurteile liegen näher an der Wahrheit als andere, und manche sind einfach überholt. Hier verrate ich dir, was es mit Schreibweisheiten und Vorurteilen auf sich hat.
Vorurteil 1: „Man kann nur schreiben, wenn man inspiriert ist.“
Ja und Nein. Die Wahrheit ist ein bisschen komplexer: Klar kann ich super schreiben, wenn die Inspiration stimmt. Aber man kann es auch umgekehrt sehen: Nur wenn man (regelmäßig!) schreibt, bleibt man inspiriert.
Kritiker werden jetzt sagen: Aber muss nicht die Inspiration am Anfang stehen? Den Schreibimpuls auslösen? Es ist nicht zwingend die Inspiration, aber eine Idee, die am Beginn steht. Ohne Idee keine Geschichte, ohne Geschichte, die aufgeschrieben wird, kein Roman, Drehbuch, Ratgeber.
„Schreiben ist einfach: Man muss nur die falschen Worte weglassen.“ ~ Mark Twain
Der Weg von der Idee zum fertigen Buch ist aber weder leicht noch ein Spaziergang. Er ist vor allem eins: harte Arbeit. Und die Ideen, die der Geschichte ihre Form, ihren Charme und ihre Spannung geben, entspringen vor allem beim Schreiben – nicht beim Warten darauf, dass die Inspiration fließt.
Mehr Tipps, wie du deine Inspiration wieder ankurbelst, findest du hier.
Vorurteil 2: „Man muss Worte wählen, die eine Wirkung haben.“
Wer schreibt, hat nur ein einziges Medium, um Menschen zu begeistern: Worte. Im Gegensatz zu Rednern oder Schauspielern haben wir nur das Wort, der Redner aber kann seine Stimme einsetzen, der Schauspieler seine Stimme und seinen ganzen Körper, um Menschen von den Worten zu überzeugen.
Der geschriebene Text dagegen besteht aus einer Aneinanderreihung von Worten, in den alles zugrunde und gleichzeitig offen liegt. Die ganze Wirkung, die ein Text erzielen kann, verdankt er der Reihenfolge der Worte und der sorgfältigen Wahl der passenden Ausdrucksweise.
Mehr als die Worte gibt es nicht, da kann der Leser noch so sehr zwischen den Zeilen lesen und suchen.
„Die Kunst des Autors liegt einzig darin, die Worte so zu wählen und so anzuordnen, dass sie beim Leser genau die Wirkung erzielen, die sie erzielen sollen.“ ~ Andreas Eschbach
Vorurteil 3: „Autoren brauchen Ausdauer und Beharrlichkeit, sonst werden sie scheitern.“
Wer schreibt, kennt das Gefühl des Scheiterns. Scheitern gehört zum Schreiben dazu wie der Titel zu einem Buch.
Ausdauer ist eine praktische Charaktereigenschaft für Autoren, aber auch, wenn manche Schreiblehrer behaupten, Schreiben bestünde zu 80% aus Ausdauer und nur zu 20% aus Talent, ist Beharrlichkeit nicht alles. Ohne Geduld und Disziplin schafft es wohl niemand, ein Buch von mehreren hundert Seiten zu schreiben.
Es braucht Zeit, bis die anfängliche Idee sich zu einer Story formt, und Kapitel und Seiten müssen wieder und wieder überarbeitet und umgeschrieben werden.
„Das ist kurios! Ich soll etwas Gescheites schreiben und mir fällt nichts Gescheites ein.“ ~ Wolfgang Amadeus Mozart
Wer das aber nicht als unwiderrufliches Scheitern auffasst, sondern als Rückschläge, aus denen man lernen kann, hat seine Berufung erkannt und die damit verbundenen Leiden akzeptiert. John Grisham wäre nie ein berühmter Autor geworden, hätte er nicht die Ausdauer gehabt, über drei Jahre hinweg jeden Morgen vor der Arbeit mehrere Stunden an seinem Debüt „Die Jury“ zu arbeiten.
Berufung, Handwerk, Talent – Du hast deinen Erfolg selbst in der Hand
Ganz egal, ob du Schreiben als Handwerk, Talent oder Berufung einschätzt – wenn du hier bist und diesen Artikel liest, ist das ein sicheres Zeichen, dass du es Ernst meinst mit der Schreiberei. Also – lass und gemeinsam für eine Welt besserer Texte sorgen.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Liebe Christine,
ich stimme dir zu, dass es beim Schreiben auf eine Mischung von handwerklichem Können (und Durchhaltevermögen) und ‚Berufung‘ (wie auch immer man das genau definiert) ankommt.
Mich persönlich haben am Anfang die ganzen Schreibratgeber und Ähnliches eher nervös gemacht. Sie verleiten häufig zum Perfektionismus und dazu, gar nicht erst anzufangen, weil man ja noch so viel lernen muss. 😉
Seit ich mir aber eine solide Basis aus Erfahrung und Selbstvertrauen geschaffen habe, kann ich auch konkrete Schreibtipps besser integrieren. Wie du schon sagst, jeder hat seinen Weg. 🙂
Liebe Grüße,
Marie
Liebe Marie, schön, dass du deinen Weg gefunden hast! Selbstvertrauen und Vertrauen in die eigene (textliche) Stimme sind eine wahnsinnig wichtige Sache, denn nur damit schafft man es, seine Texte auch „nach draußen“ zu tragen und nicht nur für sich selbst zu schreiben. Was die Berufung angeht, so hat mir heute ein Kollege bei einen schönen Satz auf facebook geschrieben: nämlich, dass man weiß, zu etwas berufen zu sein, wenn man nicht ohne es leben kann. Ich z.B. kann ohne Schreiben nicht mehr leben – es gibt mir total viel und das wünsche ich auch allen anderen Autoren und Schreibern. Alles Liebe, Christine
Liebe Christine, ich habe diese Seiten gerade durch Zufall auf FB gefunden und mit großem Interesse gelesen. Vielen Dank! Obwohl ich bereits einige Romane geschrieben und veröffentlicht habe, lerne ich gerne dazu. Es gibt nur einen Weg: den nach vorn.
Ich habe inzwischen auch etwas über Marketing gelernt und wahrscheinlich auch den richtigen Draht zu meiner Leserschaft gefunden. Dort sind die Bücher mit sehr guten Feedbacks und Rezensionen angekommen.
Doch ehrlich gesagt, fehlt mir dazu die Zeit, um das weiter auszubauen. Ich arbeite als Intensivschwester bundesweit, speziell bei schwerkranken Leuten in deren zu Hause und Beatmungspflichtige.
Ein Autor/ -in kann sehr gute oder aber auch nicht so gute Bücher schreiben. Über den Erfolg entscheidet letzten Endes die professionelle Publikation in einem möglichst größerem Verlag und die Werbung für das Buch ( inkl. Den finanziellen Mitteln )
Nach einigen guten und weniger guten Erfahrungen mit 3 Kleinverlagen möchte ich endlich einmal mit Profis zusammenarbeiten. Ich bleibe beharrlich. Meine Leser und meine Patienten machen mir jeden Tag Mut dazu und ich möchte Ihnen gern etwas davon zurückgeben : Mut, Zuversicht, Kraft und vergnügliche Stunden in meinen Geschichten.
Liebe Grüße aus Aschaffenburg – Brita Rose Billert
Liebe Brita, vielen lieben Dank für dein tolles Feedback zu meinem Blog! Menschen wie du sind genau die, für die ich schreibe. Egal, ob blutiger Anfänger oder alter Hase mit mehreren Veröffentlichungen, als AutorIn lernt man niemals aus – ich selbst ja auch nicht. Gerade das Zusammenspiel von hochwertigem Inhalt und einem ausgeklügelten Marketing kann ein Buch enorm pushen. Und wenn man dann noch den Draht zu seinen Lesern gefunden hat, steht dem Schreiben manchmal nur noch eins im Weg – die Zeit. Die Zusammearbeit mit Kleinverlagen kann echt mühsam sein – aber erfolgreiche Veröffentlichungen sind der erste Schritt zu mehr Professionalität. Ich drücke dir die Daumen, dass es weiter nach vorn geht – in welchem Tempo auch immer! Alles Liebe, Christine