

Die einen sagen „Schreiben ist Kunst“. Andere sprechen von „Handwerk“. Wieder andere meinen, beim Bücher schreiben geht es allein um „Talent“. Wenn du noch kein alter Hase bist und Schreiben (noch) nicht zu deinen täglichen Gewohnheiten gehört, hast du dir diese Frage vielleicht schon mal gestellt. Einen einführenden Artikel zur Frage nach Talent und Handwerk findest du hier.
In diesem Beitrag soll es aber um das Schreiben an sich gehen. Erste und beste Voraussetzung, um zu schreiben: Du WILLST schreiben. Das setze ich an dieser Stelle einfach mal voraus. Sonst wärst du vermutlich auch nicht auf meinem Blog gelandet. So weit, so gut. Aber wie fängt man denn nun damit an?
Ich bin der Meinung, dass Schreiben zu den Dingen gehört, die man lernen kann. Natürlich sind Begabung oder Talent keine verachtenswerte Sache. Aber letztlich, und das kann sicher jeder bestätigen, der gerne schreibt und schon länger schreibt, lernt man mit jedem Wort, mit jedem Schreibprojekt dazu.
Um das zu untermalen, ein Zitat von einem Mann, den ich für seine Arbeit sehr bewundere:
„What’s important to start… Intelligence, taste, talent – sooner or later characters will come to life and the story will be told. Exactly how you arrive at that point, no one can say.“ – Robert McKee
Wenn aber, wie Sprichwort so schön sagt, viele Wege nach Rom führen, wie sehen die ersten Schritte aus? Muss jeder angehende Autor seinen eigenen Weg finden? Unerforschtes Terrain betreten? Oder gibt es ein Netz aus Straßen, auf dem die wichtigsten Wegmarken schon erkennbar sind, weil andere den Weg vor einem gegangen sind?
Den Startpunkt finden: Erste Schritte als Autor
Einen allgemeinen Startpunkt festlegen, an dem man mit dem Schreiben beginnt, ist keine leichte Aufgabe. Eigentlich ist sie schier unlösbar, und zwar aus gutem Grund: Denn der Startpunkt ist für jeden Autor ein anderer.
Trotzdem gibt es einen Moment im Leben eines Autors, der alle Schreibenden miteinander verbindet. Es ist der Moment der Entscheidung, in dem wir beschließen, schreiben zu wollen. Diese Entscheidung zu treffen, ist ein wichtiger und oftmals erster Schritt, bevor wir tatsächlich mit dem Schreiben beginnen. Ob wir nun Bücher schreiben wollen oder etwas anderes, und auch welche Art von Büchern, ist an diesem Wegpunkt noch zweitrangig.
Danach geht es daran, diese Entscheidung in die Tat umzusetzen. Erst wenn wir wirklich mit dem Schreiben beginnen, eine Geschichte erfinden und die ersten Worte aufs Papier bringen, können wir auch davon reden, dass wir Schreiben. Dass wir Autoren sind.
Aber wie macht man das? Wie findet man die richtigen Worte, die richtigen Geschichten, die richtige Figur, mit der wir einen Roman oder einen Film durchleben wollen? Eine der Zutaten, auf die wir dabei nicht verzichten wollen und können: Der gesunde Menschenverstand.
In deinem Leben als Konsument – sei es als Leser oder als Zuschauer – hast du schon so viele Geschichten, so viele Figuren kennengelernt, dass du ein Gefühl dafür entwickelt hast, was eine gute Geschichte ausmacht. Du hast sicherlich auch ein Gefühl dafür, was eine schlechte Geschichte ist und warum schlechte Geschichten nicht funktionieren. Das ist eine wichtige Voraussetzung für das Erfinden eigener Geschichten.
Sich dem Bücher schreiben nähern – von innen oder von außen?
Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, mit dem zu starten, was dir als erstes in den Sinn kommt. Du kannst dich dem Schreiben zum Beispiel von innen, aber auch von außen nähern. Diese beiden Ansätze sind auf den ersten Blick grundverschieden, können aber letztlich zum selben Ergebnis führen.
Von innen annähern
Der Ansatz von innen ist eher experimentierfreudig: Hier näherst du dich dem Schreiben, indem du – was sonst? – schreibst. Du beginnst bei einer Figur, einem Schauplatz, einem Gedanken. Besonders leicht sind Gedankenspiele a la „Was wäre, wenn?“: Was wäre, wenn morgen die Welt untergehen würde? Was wäre, wenn sich ein Mädchen in den Vater ihrer besten Freundin verliebt? Was wäre, wenn ich Superkräfte hätte? Ein solches Gedankenspiel gibt den Anfang. Dann lässt du dich treiben und schaust, wohin es dich führt. Das nennt man auch assoziatives oder freies Schreiben – alles ist zunächst erlaubt.
Anschließend liest du, was du geschrieben hast. Und mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du auf eine Idee oder den Kern einer Geschichte stoßen, die du erzählen möchtest. Im Kern: Erst schreiben, dann Struktur reinbringen.
Die Struktur, die du für deine Geschichte brauchst, findest du bei anderen Autoren. Wenn du weißt, um was es gehen soll, kannst du dir Romane oder Filme vornehmen, in denen ähnliche Geschichten und Themen erzählt werden. Spätestens hier spielt dann dein Gefühl für gute und schlechte Geschichten wieder eine Rolle, und du kannst es auch auf deine eigene Idee anwenden.
Von außen annähern
Willst du dich dem Schreiben eher von außen nähern, entscheidest du dich für einen Weg, der von vornherein strukturierter ist. In diesem Fall beginnst du mit einer groben Idee, was du erzählen möchtest und legst das Genre oder das Thema fest. Dann suchst du Romane, Filme oder Serien heraus, die genau dieses Thema, dieses Genre erzählen. Ich möchte an dieser Stelle ungern das hässliche Wörtchen „Analyse“ fallenlassen, aber genau das ist es, was du an dieser Stelle tust. Lies Bücher des gleichen Genres oder Themas, schau Filme und Serien und du wirst ein Gefühl dafür entwickeln, was funktioniert und was nicht. Bzw. wird dich deine Intuition, mit der du immer schon Geschichten wahrgenommen hast, in deiner „Analyse“ unterstützen.
Natürlich sollst du keine Analyse schreiben – das würde vermutlich jegliche Kreativität zunichte machen. Nein, aber warum dieser Weg einer von vielen richtigen sein kann? Weil er deine Sinne dafür schärft, was eine gute Story ausmacht. Die Prinzipien, die du darin erkennst, kannst du dann auf dein eigenes Schreiben anwenden. Denn die Fehler, die andere schon vor dir gemacht haben, musst du ja nicht wiederholen.
Bücher schreiben ist so schwer nicht
Welche Essenz bleibt aus diesen beiden Methoden? Müsste ich beide auf einen Nenner bringen, bleibt nur eine Antwort.
Egal aus welchem Grund du dich entschieden hast, zu schreiben.
Egal wie du dich dem Schreiben näherst.
Das alles ergibt nur dann einen Sinn, wenn du auch wirklich anfängst. Wenn du das weiße Blatt Papier nimmst und loslegst, die ersten Worte schreibst, es mit Sätzen füllst. Vielleicht wirst du am Ende des Tages alles nehmen und zerknüllen oder die Datei löschen. Und am nächsten Tag wieder von vorne anfangen. Aber am Ende kommt es nur darauf an: DASS du angefangen hast.
Und die nächste Herausforderung beim Bücher schreiben wartet schon: Sie heißt „Dranbleiben“.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für den motivierenden Beitrag. Ich arbeite gerade an meinem ersten Sachbuch. Ohne die Abgabefristen, die ich sonst durch meine Kunden habe, ist es eine ganz neue Herausforderung.
Viele Grüße vom Ghostwriter
Ich freue mich, wenn ich inspirieren und motivieren kann! 1000 Dank für dein Feedback und viel Durchhaltevermögen für dein erstes Buch! Alles Liebe, Christine