

Von Blättern Papier zu sprechen, ist heute eigentlich ein Paradoxon. Keiner schreibt mehr auf Papier – jedenfalls nicht, wenn es zur Veröffentlichung gedacht ist. Das Papier, vor dem wir Autoren Angst haben, wurde abgeschafft, abgelöst durch diverse Schreibprogramme, auf denen wir unsere Gedanken zu Papier bringen. Da ist es schon wieder, dieses Wort: Papier. Und Word, Pages und Co. machen es uns ja auch leicht, diesen altertümlichen Begriff beizubehalten. Schließlich sieht das frisch geöffnete Dokument, das nur darauf wartet, mit Buchstaben gefüttert zu werden, aus wie einst: das Blatt Papier.
Heute hat es seine eigene Form: Es steht senkrecht. Es leuchtet. Und Korrekturen sind so viel einfacher als damals. Denke ich zurück an die alten Zeiten, bekomme ich ein bisschen Wehmut. Damals, als Kind, als ich zum ersten Mal vor der Schreibmaschine meiner Großeltern saß, vorsichtig auf einen Buchstaben drückte, überrascht war, wie viel Druck ich ausüben musste, bevor sich etwas bewegte. Und mich dann erschrak, weil urplötzlich ein Metalldraht aus dem hübschen Fächer vor mir ausbrach und einen Buchstaben auf das Blatt drückte, unauslöschlich, wegzubekommen nur, indem man mit Tipp Ex oder diesen Löschblättern herumfummelte. Oder eine neue Seite in die Maschine einspannte und das Ganze ein weiteres Mal schrieb.
Schreiben war früher schrecklich technisch. Blatt einspannen, auf die richtige Position drehen, am Ende einer Zeile wieder auf Anfang schieben. Ist es übrigens auch heute noch. Wir sehen die Technik nur nicht mehr. Aber zurück zum leeren Dokument – zum leeren Blatt Papier, das auf meinem Schreibtisch immer noch häufig anzutreffen ist. Wenn nämlich die Ideen nicht fließen wollen, brauche ich genau das: Ein Blatt Papier.
Ich kenne Freunde und Kollegen, die einfach auf dem Laptop drauflosschreiben. Irgendwelche Zeichen, die nicht zusammenhängen, aber irgendwann ein Bild im Kopf auslösen, auf dem aufbauend sie dann einen neuen Artikel oder eine neue Geschichte beginnen. Klassisches Scribbeln halt.
Und dafür brauche ich mein geliebtes Papier. Um meinen Kopf ans Laufen zu bringen, scribble ich eben auf Papier. Denn manchmal finde ich es wirklich schön, etwas vor mir liegen zu haben, das ich anfassen kann. Auf dem ich durchstreichen muss, wenn mir etwas nicht gefällt. Auf dem Spuren dessen, was ich gerade nicht gebrauchen kann, zurückbleiben. Und vielleicht geben genau diese Reste, diese Spuren, den Anstoß zu meinem nächsten Artikel, zu meiner nächsten Geschichte.
Wenn du nicht weißt, wie du beginnen sollst, probier es aus:
Nimm dir ein Blatt Papier, einen Bleistift oder einen Stift deiner Wahl, und schreibe einfach drauf los. Beginne mit dem ersten Wort, das dir einfällt, male Kringel, Kreise, Quadrate, Blumen, einen Schneemann – völlig egal.
Lass dich überraschen, wie Wörter Bilder auslösen und umgekehrt. Und wenn dann die Idee da ist, lass das Blatt so liegen, dass du es sehen kannst, wenn du vor deinem leeren Dokument sitzt und anfängst zu schreiben.
Du träumst davon, einmal ein ganzes Buch zu schreiben? Dann ist die Angst vor dem Anfang zu überwinden schon der erste Schritt in die richtige Richtung. Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie du dein Buchprojekt angehen kannst, schau doch mal bei Nils und Marek von Anstiftung zum Wort vorbei!
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für den Tipp!
Was manchmal auch hilft: Zwischenüberschriften aufschreiben.
Hallo Victorius,
da hast du natürlich Recht. Wenn man schon so weit ist, dass man eine Struktur zu Papier bringen kann, ist das eine gute Herangehensweise!
Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! 🙂