

Natürlich kennen wir Dramaturgie vor allem aus dem Theater. Klar, ein Theaterstück hat eine Dramaturgie, genauso wie ein Drehbuch. Sonst würde ja auch weder der Theaterbesuch noch der Abend im Kino besonders viel Spaß machen. Dass aber nicht nur Skripte für die Bühne oder die Leinwand einen dramaturgischen Aufbau haben, und dass die Grundregeln der Dramaturgie auf jede Form von Text anwendbar sind, erzähle ich dir in meinem heutigen Artikel. Hier erfährst du, was für Textarten es gibt und wie sie ticken.
Text ohne Dramaturgie gibt es nicht
Eigentlich ist es ganz einfach: Jeder Text hat in irgendeiner Form eine Dramaturgie. Denn Dramaturgie bedeutet eigentlich nichts anderes als die sinnvolle Struktur eines Textes. In der Praxis bedeutet das für dich als Autor oder Autorin eigentlich nichts anderes, als dass jede Art von Text einem bestimmten Aufbau folgt. Von Text zum Text variiert der Aufbau, und das aus gutem Grund. Der natürlich verfolgt jeder Text eine ganz eigene Absicht. Ein Blogartikel möchte etwas anderes erreichen als eine Produktbeschreibung, ein Drehbuch verfolgt ganz andere Ziele als ein Ratgeber.
Heute möchte ich dir 5 Textarten vorstellen und dir erklären, was sie ausmacht und wie sie dramaturgisch funktionieren. Die nächsten 5 zeige ich dir in der kommenden Woche.
1. Blogartikel: Catch the Reader
Die Hauptabsicht eines Blogs ist mehr oder weniger eindeutig: Es geht darum, Leser zu gewinnen und zu behalten. Wenn ein Leser zum ersten Mal auf deinen Blog kommt, ist er zumeist auf einen Artikel gestoßen, der sein Interesse geweckt hat. Die Aufgabe des Blogartikels ist also, den Leser auf der Seite zu halten und zu verhindern, dass er gleich wieder wegschaltet. Deshalb hat ein Blogartikel, ähnlich einem Zeitungsartikel, einen ganz spezifischen Aufbau, den man auch als Dramaturgie bezeichnen könnte.
Im Anschluss an eine möglichst packende Überschrift steht der Teaser. In diesen legt der Autor gerade genug Informationen, um die Neugier des Lesers zu wecken und wirft womöglich eine Frage oder ein Problem auf, das mit dem Artikel beantwortet werden soll. In möglichst gut lesbaren, kurzen Absätzen arbeitet der Artikel sich auf die Lösung des Problems zu, die er dann in einem der letzten Absätze präsentiert. Und damit dein Leser schon auf den ersten Blick sieht, was er bekommt, lenken spannende Zwischenüberschriften seinen Blick genau dort hin, wo sein größtes Interesse liegt.
2. Produktbeschreibung: Werbung ohne Werbung
Das Internet wimmelt von Produktbeschreibungen. Als Texterin für verschiedenste Onlineshops habe ich wohl Tausende davon geschrieben oder überarbeitet. Generell gilt: Je kürzer der Text, desto stringenter der Aufbau. Eine Produktbeschreibung umfasst oft nicht mehr als 2 oder 3 Absätze und muss trotzdem die wichtigsten Eigenschaften des Produkts beschreiben, ohne dabei zu werbend formuliert zu sein. Klingt nach einer Herausforderung?
Auch Produktbeschreibungen haben in der Regel eine Überschrift, die neugierig machen aber nicht zu viel verraten soll. Je nach Länge lässt sich sogar ein Teaser einschieben, oft geht es aber direkt in die Beschreibung. Hier zählst du dann die wichtigen und herausstechenden Eigenschaften am besten von groß nach klein auf. Du beginnst also mit den offensichtlichen Features des Produkts und endest mit den Details. Am Ende steht meistens ein Call-to-Action, der den Leser zum Kauf aktivieren soll.
3. Webseitentext: Information, lesbar gemacht
Ein Webseiten Text hat viele Gesichter. Ob Landingpage, Verkaufsseite oder Imageauftritt, die Onlinemedien sind generell vergleichbar. Wie auch bei einem Blog oder einem Onlineshop dient der Webseitentext der Weitergabe von Informationen. Eine packende Überschrift ist also Pflicht und soll den Besucher auf den ersten Blick über den Inhalt der Seite informieren.
Generell gilt für Texte auf Webseiten, dass sie lesbar sein sollen. Denn im Gegensatz zu traditionellen Medien aus Papier herrscht im Internet eine hohe Absprungbereitschaft, was nichts anderes heißt, als dass dein eh schon überfütterter Leser eine Seite ganz schnell wieder weggeklickt, wenn sie ihn nicht sofort fängt. Ein attraktiver Webseitentext lässt sich aber schon mit ganz einfachen Mitteln gestalten. Neben der Überschrift machen Bilder und übersichtlich gestaltete Absätze eine ganze Menge aus. Und der Inhalt muss natürlich auch noch fesseln 😉
4. Zeitungsartikel: Die Frage der W’s
Der Zeitungsartikel gehört zu den wohl klassischsten Medien überhaupt. Er ist der Vorläufer aller Onlinemedien und verfolgt ähnliche Ziele wie Blogartikel oder Newsseiten: Er will gelesen werden, uns zwar von Anfang bis Ende. Und ganz klar: Natürlich basieren Onlinenews auf dem Zeitungsartikel in Printform, haben ihn aber den Anforderungen des Internets angepasst.
Auch den Zeitungsartikel macht aus, dass er seinen Inhalt sinnvoll strukturiert. Im Journalismus stehen die W’s an erster Stelle: Wer, Wo, Wann, Wie, Warum! Und die wollen gut gestreut sein: Hier mal eine Information, da mal eine, aber bloß nie alles im ersten Absatz verraten! Denn dann wäre der Leser ja befriedigt und würde sich auf die Suche nach neuen Informationen machen. Auch für den Zeitungsartikel gilt also, dramaturgisch sinnvolle Akzente zu setzen und durch Zwischenüberschriften das Auge des Lesers zu lenken.
5. Ratgeber: Problemlösung durch einen Experten
Wenn du einen Ratgeber schreibst oder mit dem Gedanken spielst, dies zu tun, willst du vor allem eins: deinem Leser eine Lösung für ein Problem anbieten. Da ein Ratgeber in der Regel einen längeren Text darstellt, sieht hier der Textaufbau etwas anders aus als bei einem kürzeren Sachtext. Eine grundsätzliche Voraussetzung, um einen Ratgeber zu schreiben, ist natürlich, dass du dich – z.B. durch deinen Blog – bereits als Experte für das Thema positioniert hast. Aber darum soll es ein andermal gehen.
Was macht einen gut aufgebauten Ratgeber aus? Die Einleitung verrät, um welches Problem es geht, und was der Leser von der Lektüre zu erwarten hat. Das wohl wichtigste dramaturgische Element eines Ratgebers ist das Inhaltsverzeichnis. Wenn du das übersichtlich aufbaust und viele Unterkapitel einbaust, die konkret benannt sind, findet dein Leser auf einen Blick genau das Kapitel, das er für die Problemlösung gerade am dringendsten braucht. Und dann müssen deine Kapitel nur noch halten, was sie versprechen.
Und die anderen Textarten?
Natürlich kann dir dieser Artikel nur eine grobe Übersicht geben. Dem Thema Textsorten und wie sie funktionieren werde ich mich in den kommenden Wochen auf meinem Blog auch en Detail widmen. Hier findest du Teil 2 der Textdramaturgie: Wie ticken eigentlich Reportage, Kurzgeschichte, Roman, Drehbuch und Theaterstück?
Natürlich gibt es darüber hinaus noch unzählige weitere Textsorten. Wenn du dich fragst, wie die, die ich nicht aufgezählt habe, funktionieren, hinterlasse einfach einen Kommentar oder schreib mir eine E-Mail und ich nehme ihn in die Liste mit auf.