

Was hält dich eigentlich davon ab, ein Buch zu schreiben? Eine Frage, auf die viele Autoren (und die, die davon träumen, ein Buch zu schreiben) viele Antworten parat haben können. Ein Buch schreiben ist harte Arbeit, es fehlt die Zeit, es fehlt das Thema oder die Geschichte.
Alle diese Antworten sind wahr. Und sie alle sind ein guter Grund, nicht zu schreiben. Und doch … sind sie im Grunde überhaupt kein Grund, nicht zu schreiben. John Grisham z. B. schrieb „Die Jury“ in den frühen Morgenstunden, bevor er zur Arbeit ging. Denn obwohl sein Beruf als Strafverteidiger ihm eigentlich keine Zeit zum Schreiben ließ, nahm er sie sich einfach.
Selbst wenn uns die Zeit fehlt, wenn wir uns durch Passagen, Kapitel und Szenen quälen müssen, wir auf der Suche nach Themen und Geschichten sind: Glücklich, also richtig glücklich sind wir erst, wenn wir es getan haben.
Ist ein Buch schreiben eine Frage der Inspiration?
Manchmal braucht es nicht mehr als einen kleinen Funken, um das Feuer zu entfachen. Denn was das Schreiben für mich so besonders macht, ist diese alles verzehrende Energie, die aufkommt, wenn man das richtige Thema gefunden hat. Haben wir die richtige Geschichte entdeckt, packt uns die Leidenschaft und wir können gar nicht mehr aufhören mit dem Schreiben.
Dahin müssen wir aber erst einmal kommen. Ich habe auch schon oft genug vor dem weißen Bildschirm gesessen und nicht gewusst, wohin die Reise geht.
Also woher kommt sie, diese Energie? Was inspiriert uns?
Man könnte sagen: Inspiration muss von alleine kommen.
Aber manchmal braucht sie einen kleinen, sanften Schubser.
Der Auslöser ist nicht mehr als ein Funke
Wo also anfangen, wenn die Inspiration mal nicht von selbst kommt? Das Geheimnis: Man muss nur wissen, wo man suchen muss.
Deshalb habe ich eine Liste mit Dingen für dich zusammengestellt, die du tun kannst, um der Inspiration auf die Sprünge zu helfen. Und auch wenn manche auf den ersten Blick so rein gar nichts mit dem Schreiben zu tun haben mögen: Wer weiß schon, wohin sie führen?
1. Zeitung lesen
Die besten Geschichten schreibt ja bekanntlich das Leben. Das finden wir zwar auch bei uns um die Ecke, aber auch in den News. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, das es oft gar nicht die großen Berichte sind, die eine Geschichte auslösen. Stattdessen lohnt es sich, auf die Randnotizen zu achten, die viele gar nicht wahrnehmen. Hier finden sich oftmals skurrile und absurde Geschichten aus dem echten Leben.
So ging es auch Joan Didion, die eigentlich bei der Vogue angestellt war. Ein Artikel über einen Farmer, der seinen Gesellen ermordet hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Wie Grisham schrieb sie ihren ersten Roman „Menschen am Fluss“ („Run River“, 1961) nachts.
2. Auf deine Umgebung hören
So wie die besten Geschichten aus dem Leben stammen, so muss auch Inspiration nicht weit hergeholt sein. Man muss nur genau zuhören und erkennen, wenn jemand etwas wichtiges sagt. Der Kommentar eines Freundes, ein Gedanke des Partners, ein Zitat aus einem Vortrag oder Podcast: Wo immer uns im Alltag gesprochene Sprache begegnet, liegt die Inspiration sozusagen auf der Straße.
Ein Beispiel: David Foster Wallace, heute bekannt als einer der einflussreichsten und innovativsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, reichte der Kommentar einer Freundin zu seinem ersten Roman. „Der Besen im System“ („The Broom of the System“, 1987) basierte auf ihrer Aussage, sie wäre lieber eine Figur in einem Roman als eine echte Person.
3. Stierkämpfe und andere Events
Es war ein Stierkampf, der seinerzeit den großen Ernest Hemingway zu seinem Debüt inspirierte. Nachdem er als Journalist gearbeitet hatte und schließlich nach Frankreich umzog, wo er erfolglos an seiner Autorenkarriere arbeitete, begleitete er Freunde nach Spanien, wo er einem Stierkampf beiwohnte. 1926 erschien sein Debütroman „Fiesta“ („The Sun Also Rises“), der auf dem Erlebnis der Stierläufe in Pamplona beruht.
Es muss ja nicht gleich ein Stierkampf sein. Aber dennoch lässt sich ein simpler Schluss aus dieser Geschichte ziehen: Inspiration entsteht, wenn wir uns mit etwas neuem beschäftigen, etwas machen oder ein Event besuchen, das es bisher so in unserem Leben noch nicht gegeben hat. Ob das nun eine Techno-Party, Eisklettern oder Steak mit Schokoladesauce ist – völlig egal. Denn wenn wir Neues erleben, geht in unserem Gehirn ein ganzes Feuerwerk von Glücksgefühlen und positiver Energie los. Und das lässt sich auch zum Schreiben nutzen.
4. Zeitzeichen und Umbrüche
Wir schreiben das Jahr 2018. Vor 19 Jahren, im Jahr 1999, konnten sich viele Menschen nicht vorstellen, dass die Welt nach dem Jahreswechsel ins Jahr 2000 weiterexistieren würde. Jedenfalls nicht so wie man sie kannte. Das Millenium ist verbunden mit Mythen, die vom Weltuntergang bis zum wirtschaftlichen Untergang reicht. So hatte ein jahrtausendelter Kalender aus dem Aztekenreich für den 31.12.1999 den Weltuntergang prophezeiht. Andere glaubten, dass sich alle Computer um Mitternacht auf 1900 zurückstellen und einen finanziellen und wirtschaftlichen Kollaps herbeiführen würden.
Nichts von alldem ist passiert, aber inspiriert hat allein die reine Vorstellung unzählige Romane und Filme. Eine solche Thematik verlangt zwar eine ausführliche Recherche und bisweilen auch Ausflüge in die Wissenschaft, doch können hier auch (nicht unbedingt ausschließlich) fiktive Kleinode zu finden sein, beispielsweise Zadie Smiths „Zähne zeigen“ („White Teeth“, 2000).
5. Mitglied in einer Schreibgruppe werden
Nicht zuletzt ist es der Austausch mit anderen Autoren oder erfahrenen Schreibtrainern, der den Anstoß zum Schreiben geben kann. Wenn du das Gefühl hast, alleine auf keinen grünen Zweig zu kommen, solltest du dich vielleicht einer Schreibgruppe anschließen oder regelmäßig an Lesungen teilnehmen. Auf diese Weise bist du (im positiven Sinne) gezwungen, regelmäßig an neuen Texten zu arbeiten oder Kapitel für Kapitel ein Buch zu schreiben.
Gemeinsam mit anderen Autoren entstehen neue Ideen, und auch die Besprechung deiner Texte kann für neue Inspiration sorgen.
Ein Buch schreiben, wenn der Funke überspringt
Auslöser für Geschichten gibt es unzählige. Abgesehen von den fünf Varianten, die ich dir vorgestellt habe, kannst du sie überall finden. Ich bezeichne sie weiterhin gerne als Funken – das hat etwas Magisches, und nichts anderes ist doch letztlich auch die Inspiration.
Nun muss der Funke nur noch überspringen – und wenn du dein Thema, deine Figur, deine Geschichte gefunden hast, ist es an der Zeit, mit dem Schreiben loszulegen. Vielleicht reicht es nur für eine Kurzgeschichte oder einen Essay. Vielleicht ist es aber genau der Funke, auf dessen Grundlage du endlich ein Buch schreiben kannst!
Ein paar Ideen, wie du dann ins Schreiben kommst, findest du in meinem Artikel Einfach loslegen oder was? Anfängertipps zum Bücher schreiben.