

(… und eine Liebeserklärung an das Schreiben)
Wenn wir schreiben, tun wir das im Normalfall freiwillig. Warum diese Tätigkeit für uns so wichtig ist, kann jeder Autor und jede Autorin im Grunde nur für sich selbst beantworten. Ich spreche von Drehbuchautoren, Romanautoren, Bloggern und allen, die reale oder fiktive Geschichten erfinden. Denn wer nicht gerne schreibt, wird vermutlich die Finger davon lassen.
„Ich brauchte das Schreiben als Ventil, als Unterhaltung, als Befreiung. Als Sicherheit. Ich brauchte sogar die verdammte Arbeit, die es mir machte.“ – Charles Bukowski
Schreiben: das kann Hobby sein, ein großes Talent, das in uns schlummert, eine Berufung, aus der es kein Entkommen gibt. Schreiben ist Segen und Fluch zugleich. Es kann Therapie sein, wenn wir Traumatisches erlebt haben. Es kann auch Ventil sein, wenn wir zum Grübeln neigen, und hilft uns unsere Gedanken zu sortieren und die Geschichten, die unbedingt raus wollen, aufzuschreiben. Vom privaten Tagebuch über den Blog, in dem wir anderen unser Wissen und unsere Gedanken preisgeben, bis hin zum Roman der veröffentlicht oder dem Drehbuch das verfilmt wird: Wir opfern uns freiwillig, bei schönstem Wetter am Schreibtisch zu sitzen und unsere Gedanken und Geschichten zu Papier zu bringen.
Ist für den gemeinen Autoren auch im Grunde keine Strafe.
Denn sie wissen nicht, was sie tun?
Wenn wir ein Drehbuch oder einen Roman schreiben, ist das in der Regel ein Großprojekt. Und weil es etwas ist, das uns für Tage, Wochen, Monate beschäftigen wird, ist es so wahnsinnig wichtig, dass wir wissen, was wir tun, und warum wir das tun.
Bevor wir anfangen zu schreiben, beschäftigen uns tausende von Fragen. Wo lasse ich die Geschichte spielen? Wer ist die Hauptfigur? Was macht die Hauptfigur liebenswert? Wie stehen die Figuren zueinander? Was ist der große Konflikt? Gibt es ein Happy End?
Die Liste der inhaltlichen Fragen, die mit einer Geschichte zusammenhängen, ist unendlich. Daneben sollten wir uns auch sehr genau Gedanken zu den formalen Aspekten unserer Geschichte machen. Wie lange soll die Geschichte werden? Reicht ein Buch aus oder braucht es mehrere Bände? Ist das ein Stoff für ein Drehbuch, einen Roman oder ein Theaterstück? Wie lange werde ich brauchen, um das Buch zu schreiben? Mit welcher Software schreibe ich am besten oder am schnellsten? Hat womöglich schon jemand anderes diese Geschichte geschrieben?
All das sind Fragen, die wichtig sind und uns beim Schreiben eine Richtung vorgeben. Und doch ist die wichtigste Frage noch nicht dabei gewesen. Kommen wir noch einmal auf den Anfang zurück. Wir schreiben freiwillig. Wir schreiben, weil es uns Spaß macht. Wir schreiben, weil wir das Schreiben lieben.
Denn sie lieben, was sie tun!
Und weil wir das Schreiben lieben, sollten, nein müssen, wir uns eine Geschichte suchen, die uns Spaß macht, die uns betrifft, die vielleicht sogar etwas in uns verändert. Was die Geschichte in unseren Lesern verändert, ist natürlich auch ganz schön wichtig, aber wenn es um unsere Motivation am Schreiben geht, ist sie (erstmal) zweitrangig.
Die wichtigste Frage die wir uns vor dem Schreiben stellen sollten, richtet sich deswegen an uns selbst.
In welchem Genre schreibe ich am liebsten? Welche Art von Geschichten ist mir die liebste?
Denn nur wenn wir eine Geschichte schreiben, die wir lieben, in einem Genre, das uns vertraut ist und das wir mögen, dann macht es uns Spaß zu schreiben. Und letztlich ist doch der beste Grund zu schreiben, dass wir nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch die Arbeit daran lieben.
Es mag uns seltsam vorkommen, vor der Entscheidung, mit dem Schreiben zu beginnen, das Genre festzulegen. Und doch ist es sinnvoll, wie auch Romanautorin Monika Mansour in ihrem lesenswerten Artikel zum Thema Genre schreibt: „Das Genre ist ein Korsett. … Und dennoch macht es Sinn.“ Nicht nur, weil es uns hilft, uns noch mehr mit der Geschichte, die wir schreiben, zu identifizieren. Auch aus ganz pragmatischen Gründen.
Wer glaubt, das Schreiben ein Spaziergang ist, hat in seinem Leben noch nicht ernsthaft geschrieben. Auch für erfahrene Autoren, die ihre Arbeit lieben, ist das Schreiben schwierig, langwierig und manchmal sogar schmerzhaft. Es kann qualvoll sein, ein Drehbuch oder einen Roman zu schreiben, auch wenn unsdie Geschichte nahe geht, ein Teil von uns ist oder uns persönlich betrifft. Manchmal ist genau das der Grund, warum das Schreiben auch zur Qual, ohne die wir aber nicht leben können, wird.
Welche Geschichten wir nicht schreiben sollten
Natürlich gibt es Auftragsarbeiten. Ohne könnten die meisten Autoren wohl nicht von ihrer Arbeit leben. Diese sollen hier aber außen vor bleiben. Und gerade deshalb ist die Frage nach der Art der Geschichte, die wir am meisten mögen, die wichtigste, wenn es darum geht, aus Liebe zum Schreiben genau das zu tun, Tag für Tag.
Hier eine kleine Auswahl von Geschichten, die wir nicht schreiben sollten:
Nicht die Geschichte, die andere uns zu schreiben bitten.
Nicht die Geschichte, von der wir gelernt haben, dass sie sozial oder künstlerisch relevant ist.
Nicht die Geschichte, von der wir glauben, dass sie anderen gefallen würde.
Nicht die Geschichte, von der wir glauben, dass sie erzählt werden sollte, die uns aber persönlich nicht erreicht.
Tun, was wir lieben
Wie du siehst, ist die Liste der Geschichten die wir nicht schreiben sollten (und die bei weitem nicht als vollständig anzusehen ist), länger als die, die wir schreiben müssen. Müssen, weil sie unsere Gedanken beherrschen und weil sie aus dem Kopf herausmüssen, um Platz für neue Geschichten zu machen.