

Vor zwei Wochen habe ich über Ideen geschrieben, die uns einfach so in den Schoß fallen. Diese Art von Ideen sind die Besten für die Ideenentwicklung: Sie kommen von ganz allein, und sie nerven hartnäckig so lange, bis wir ihnen Gehör verschaffen und sie weiterentwickeln.
Dieser Luxus ist aber genau das: Luxus. In aller Regel ist es harte Arbeit, eine Idee zu entwickeln, denn obwohl so manche Idee quasi auf der Straße herumliegt, heißt das noch lange nicht, dass wir sie auch erkennen.
Ideenentwicklung 101: Ideen aufspüren
Nicht ohne Grund ähnelt die Stoffentwicklung der Suche nach dem heiligen Gral. Man könnte fast meinen, gute Ideen und herausragende Geschichten müsse man sich verdienen, und oft genug dauert es ganz schön lange, bis wir eine aussagekräftige Idee auf dem Tisch liegen haben, die sich nicht gleich als luftleer entpuppt.
Wie aber findest du Ideen bzw. generierst sie?
1. Fang bei deinen Vorlieben an
Die meisten Ideen, die wir ernsthaft weiterverfolgen, haben etwas mit Dingen oder Themen zu tun, die wir mögen. Warum? Ganz einfach: Wenn wir einen Film planen, eine ganze Serie entwickeln oder einen Roman schreiben, werden wir in aller Regel eine Menge Zeit damit verbringen. Im besten Fall arbeiten wir täglich daran, und schenken dem Projekt abends unseren letzten und morgens unseren ersten Gedanken.
Eine Idee zu verfolgen, die dir nicht gefällt oder die dich nicht wirklich interessiert, wäre also ein ganz schönes Eigentor. Nein, unsere Ideen müssen uns gefallen, und zwar von Anfang an, denn vor allem soll uns das Schreiben ja eines machen: Spaß.
2. Führe eine Liste von Ideen, die dir gefallen haben
Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst, hilft es manchmal, das Problem einzukreisen. Meistens hast du, wenn du auf Ideensuche gehst, schon einen Anhaltspunkt: Du weißt, welches Genre du schreiben willst. Oder du weißt, welche Figurenkonstellation dir besonders viel Spaß macht.
Ausgehend davon solltest du darüber nachdenken, welche Ideen in diesem Genre, in dieser Figurenkonstellation, etc., die es schon gibt, dir schon richtig gut gefallen haben. Schreib auf, welcher Film dich vom Hocker gehauen hat, welche Prämisse dich beeindruckt hat, oder welche Figur du schon immer geliebt hast und warum.
Eine solche Liste wächst manchmal über ein paar Tage, eine Woche oder gar einen Monat. (Ja, für die Ideenentwicklung darfst du ruhig etwas Zeit einplanen.) Und wenn du fertig bist, nimm dir deine Liste in Ruhe vor: Gibt es Gemeinsamkeiten? Ähneln sich Prämissen? Konflikte? Figurenkonstellationen?
Ausgehend von dem, was in dir einen besonderen Eindruck hinterlassen hat, kannst du ein Muster ableiten, welche Art von Geschiche du gern erzählen würdest. Und dann? Fang an und bau deine eigene Geschichte, mit all den Eindrücken, die du jetzt wieder frisch im Kopf hast.
3. Beginne beim Thema
Nicht immer muss eine Idee von einer klaren Prämisse, einer Figur oder einem Konflikt ausgehen. Du kannst auch mit dem „Big Picture“ anfangen und dich nach und nach tiefer hineingraben, bis du deine Prämisse, deine Figuren und deine Konflikte entdeckst.
Gibt es Themen, über die du immer schon mal schreiben wolltest? Werte, die du vermitteln möchtest? Eine Moral, die deine Hautpfigur erst ganz am Ende ihres Wegs erkennt und dadurch lernt? Ein Ziel, das du in deinem Leben nicht verfolgt hast, aber auf fiktiven Pfaden gerne mal angehen möchtest?
Wertvorstellungen, Moral und Ziele verraten dir etwas über dich selbst. Auch die Themen, die dich begeistern, machen dich zu dem Menschen, der du bist. Das ist eine Ressource, die du nutzen kannst und solltest: Wenn z. B. das Thema, über das du schreibst, auf deiner eigenen Agenda steht, kannst du viel authentischer darüber schreiben als über ein Thema, das dir vielleicht relativ egal ist. Ein weiterer Vorteil: Auch die Recherche geht einfacher von der Hand.
4. Mach deine Idee zu einer Sache von Bedeutung
Natürlich gibt es zunächst einmal Tausende, wenn nicht Millionen, Milliarden von Ideen auf dieser Welt. Viele davon ähneln sich. Wenn du nach Gemeinsamkeiten von Filmen oder Büchern, die du magst, suchst, wird dir auffallen, dass viele große Projekte auf gleichen oder ähnlichen Strukturen beruhen oder ähnlichen Prämissen folgen. Das ist erst mal gar nicht schlimm. Denn jeder dieser großartigen Filme und Romane besitzt etwas, das ihn einzigartig macht: Eine Besonderheit einer Figur, ein besonderes Setting, ein Detail eines Konflikts…
Wenn dir deine eigene Idee im Gegenzug zu normal erscheint, zu langweilig, zu generisch, dann solltest du ihr genau dieses eine Quäntchen Besonderheit verpassen, das sie aus der Masse herausstechen lässt. Klopf deine Idee Satz für Satz, Szene für Szene, Akt für Akt ab, und versuche, aus dem Normalen etwas Überraschendes, Mysteriöses, Verrücktes zu machen. Schon eine kleine Veränderung kann eine große Wirkung haben, die sich auf das gesamte Projekt auswirkt.
Viel Spaß bei deiner ganz persönlichen Ideenfindung. Die Ansätze, die ich hier aufgeführt habe, sind natürlich nur die Spitze des Eisbergs, denn es gibt unzählige Methoden, Ideen auszugraben – und vielleicht stößt du dabei ganz zufällig auf den heiligen Gral deiner Ideen, wer weiß!