

Gut möglich, dass du noch nie vom Liebster Award gehört hast, der sich diesmal rund um Fragen zum Schreiben dreht. Mir ging es ähnlich, bis ich vor ein paar Tagen von Barbara von Aventiure.at eingeladen wurde, mitzumachen. Bevor ich zu den Fragen übergehe, die sie mir gestellt hat, soll es aber erstmal kurz um den Award selbst gehen.
Woher kommt der Liebster Award und was ist das eigentlich?
Bezeichnungen kennt der Liebster Award viele – von Kettenbrief über Blogger-Evergreen bis Online-Phänomen trifft alles zu. Angeblich geistert er seit 2011 oder 2012 durch die Blogger-Gemeinschaft und wird von einigen geliebt, von anderen gehasst. Auf jeden Fall bietet der Award sowohl uns Bloggern als auch unseren Lesern die Gelegenheit, neue Blogs zu entdecken – auf Empfehlung von Kollegen und Bloggern, deren Urteil wir vertrauen.
Klingt doch eigentlich ganz schön. Und deshalb freue ich mich umso mehr, dieses Jahr mit am Start zu sein, und nachfolgend Barbaras Fragen zu beantworten. Zu den Regeln unten mehr, jetzt aber erstmal ran an die Fragen – besonders schön: Es geht ums Schreiben!!
11 Fragen zum Schreiben
1. Schreibst du lieber mit der Hand oder mit dem Computer?
Direkt zum Enstieg eine Grundsatzfrage, könnte man meinen. Tatsächlich bin ich da relativ schmerzfrei und richte mein Schreibutensil meistens am Zweck aus. Soll heißen: Texte, die eh digital sein müssen, schreibe ich in aller Regel direkt mit dem Computer, d.h. mit meinem heißgeliebten Macbook. Vor einigen Jahren bin ich von Windows auf den angebissenen Apfel umgestiegen und möchte ihn schon lange nicht mehr missen.
Übrigens merke ich, dass ich in einem schleichenden Prozess begonnen habe, mehr und mehr mit dem Computer zu schreiben. Zu naheliegend ist es, direkt zu tippen, anstatt erst mit der Hand zu schreiben, und dann später abzuschreiben – früher habe ich das aber tatsächlich oft gemacht, vor allem zu Studienzeiten: Da waren es lange Stichwortlisten aus Fachliteratur und Forschung, die ich dann später am Computer ausformuliert habe. Damals wie heute aber gilt: Ausformulierte Texte schreibe ich niemals mit der Hand.
Doch es gibt einen Bereich, in dem ich ohne Stift und Papier nicht kann, und das ist die Stoffentwicklung. Wenn ich plotte, Figuren zeichne und Welten baue, geht ohne eine weiße Wandfläche und Unmengen von Post-its gar nichts. Aber wenn es dann ans Ausformulieren geht, kommt sofort wieder die Tastatur zum Einsatz.
2. Was liest du selbst, um dich zu unterhalten und/oder zu entspannen?
Gelesen habe ich schon immer, allerdings hat mein Pensum im Laufe der Jahre abgenommen. Weil ich gerne richtig eintauche, verlege ich dicke Romane inzwischen am liebsten auf den Urlaub. Was das Genre angeht, bin ich da ziemlich flexibel: Vom Thriller aus Skandinavien oder Amerika über Murakami bis zu Biographien und Fachbüchern oder deutschen und englischen Klassikern kann eigentlich alles auf meinen Nachttisch landen.
Häufig verbinde ich die Entspannung auch mit Recherche für ein neues Drehbuchprojekt. Zur Zeit liegt „Black Earth“ von Timothy Snyder auf meinem Kindl und deckt genau das ab: Persönliches Interesse und zeitgleich Recherche.
Wenn ich unterwegs bin, greife ich gerne auf die platzsparende Zeitschrift zurück. Im Moment stehe ich total auf das Magazin „Crime“, ein Special aus dem Stern-Verlag, in dem es um Kriminalfälle aus dem echten Leben und aus aller Welt geht.
3. Warst du schon mal in eine literarische Figur verliebt? In welche?
Verschlungen habe ich ja schon einiges an Büchern. Aber verliebt? Nee.
4. In welchem Medium hast du Geschichten am liebsten? Buch, Kino, Fernsehen, Theater?
Sowohl als auch. Geschichten in Buchform bestechen natürlich dadurch, dass ich einen Großteil der Imagination selbst leisten muss bzw. darf. Vor allem im Fantasy-Genre ziehe ich das Buch immer der Kino-Version vor. Geschichten wie Der Herr der Ringe oder Harry Potter haben in meinem Kopf ein wahres Feuerwerk an Bildern gezaubert. Trotzdem sind gerade bei diesen beiden die Verfilmungen alles andere als zu verachten – aber ich bin froh, dass ich zuerst die Bücher gelesen habe.
Rein berufsbedingt liebe ich Geschichten aber ebenso im Kino und im Fernsehen. Wenn die Macher ihr Handwerkszeug verstehen, kommen da Emotionen und Spannungsbögen auf den Tisch, die Literatur einfach nicht aufzubauen vermag. Klar gibt es die klassischen Page-Turner, die ich trotz zufallender Augen nicht mehr aus der Hand legen konnte und kann, und trotzdem verbeuge ich mich vor den großen emotionalen Momenten in Kino und TV, die mich mit einem cleveren Schnitt und präziser Filmmusik genau zu den Emotionen bringen, dich ich sehen will.
5. Was bedeutet für dich Klischee?
Das gute alte Klischee. Was würden wir nur ohne es tun? Unser Leben wäre ganz schön langweilig. Oder? Rewind: Das Klischee hilft uns Autoren ganz schön oft über holprige Stellen hinweg. Und ich glaube niemand kann sich davon ausnehmen, schon mal eins verwendet zu haben. Ich auch nicht. Aber natürlich versuche ich sie zu vermeiden, wo es eben geht.
Gerade in der Stoffentwicklung, wo es oft um schnelle Entscheidungen geht, um von der Stelle zu kommen, bieten Klischees ein ideales Übergangsmodell. Man muss sich noch nicht festlegen, aber für den Moment reichen sie vollkommen aus. In der Überarbeitung versuche ich dann andere Lösungen zu finden.
Aber was ist denn eigentlich ein Klischee? Für mich: Ein Handlungsschritt, eine Entscheidung einer Figur, die so abgedroschen ist, dass ich sie nicht nur vorausahne, sondern sie mich auch noch langweilt. Aber Vorsicht: In der Comedy geht ohne Klischees mal überhaupt nichts.
6. Was lässt dich vor Spannung an den Nägeln kauen?
Unerwartete Wendungen und gut gebaute Thriller oder Mystery-Geschichten. Wenn ein Psychothriller als Sahnehäubchen einen Mystery-Plot hat, sitze ich auf der vordersten Stuhlkante. Und zwar ganz egal, ob Lesen oder Ansehen.
7. Welche Genres oder Textsorten würdest du nur sehr ungern schreiben?
Ganz klar Horror und Groschenromane. Weiter könnten diese beiden wohl kaum auseinander liegen, und definieren damit einen breiten Rahmen, in dem ich mich sowohl zuhause als auch wohl fühle.
Warum kein Horror? Wenn eimerweise Blut spritzt oder jemand ein Kettensägen-Massaker veranstaltet, einfach weil er’s kann, bin ich raus. Das gilt in weitestem Sinne auch für Zombiegeschichten. Wenn aber Horrorelemente in einem anderen Genre mit anklingen (z. B. Zombies + Romanze = Warm Bodies) oder Psycho-Horror in einem Psychothriller à la Sebastian Fitzek, lese und schreibe ich das sehr gerne.
Warum kein Groschenroman? Ganz einfach: Ich mag hochwertige, ausgeklügelte Geschichten. Die möchte ich nicht nur lesen, sondern auch erzählen, mit einem Spannungsbogen, der von Anfang bis Ende durchdacht ist.
8. Unter welchen Umständen kannst du dich mit einer Figur identifizieren?
Ich brauche, und da bin ich sicher nicht allein, einen Anknüpfungspunkt, an dem ich einhaken kann. Das kann eine Eigenschaft der Figur sein, die ich auch besitze oder die ich aus meinem Lebensumfeld kenne. Oder eine Entscheidung, die die Figur trifft. Besonders wichtig ist mir, dass das Handeln der Figur aus ihr selbst kommt und authentisch wirkt. Dann, und nur dann kann ich mit der Figur mitgehen.
9. Warum ist dir Schreiben wichtig, was kann Schreiben für dich leisten?
Schreiben ist für mich Lebenselixier – situationsabhängig Fluch und Segen zugleich. Heute schreibe ich fast mehr als dass ich lese, und ein Leben ohne Schreiben? Unvorstellbar. Schreiben bedeutet für mich, durch die Hand bzw. die Tastatur zu denken, meine Gedanken auf Papier (oder dessen digitale Variante) fließen zu lassen. Poetische Gedankenfetzen festzuhalten. Den Moment festzuhalten.
10. Welche Art von Humor gefällt dir und mit welcher kannst du so gar nicht?
Ich mag feinsinnigen, nicht immer gleich offensichtlichen Humor. Platte Geschichten und Comediens, die ihr Programm auf Klischees bauen (da sind sie wieder, die Klischees), erreichen mich nicht. Wenn aber eine Geschichte voller schwarzem Humor steckt, zynisch aufs Leben blickt und auch gerne mal mir selbst den Spiegel vorhält, ist das eine gute Art von Humor.
11. Was ist aus deiner Sicht das Wichtigste an einer guten Geschichte?
Story, Figuren, Emotionen. Das ist der Stoff, aus dem eine gute Geschichte gewebt sein muss. Wenn die Story stimmt, aber die Figuren mich langweilen, ist es keine gute Geschichte. Umgekehrt genauso. Und damit ich mit der Geschichte bis zum Ende mitgehe, brauche ich auch noch Emotionen, einen emotionalen Anknüpfungspunkt, der mich in die Geschichte hineinzieht und mich erst nach der Auflösung wieder loslässt.
Unter Story verstehe ich aber nicht nur eine gute Prämisse, sondern das große Ganze inklusive des Konflikts, den ich als Motor einer Geschichte verstehe. Wenn der Spannungsbogen nicht stimmt oder nicht funktioniert, dann bleibt von der Geschichte nichts. Und doch braucht es auch bei einer guten Story mit einem funktionierenden Spannungsbogen starke Charaktere, die in der Lage sind, die Geschichte zu tragen.
Trommelwirbel, ich nominiere für den Liebster Award:
Das waren ganz schön viele Fragen und zum Teil sehr persönliche Antworten. Und damit geht es weiter in die nächste Runde. Ich nominiere meinerseits für den Liebster Award:
Andreas Schuster von Schreiben und Leben, der dich mit auf den Weg zum Roman nimmt.
Arno Stallmann und Ron Kellermann von Filmschreiben, die alles über die Drehbuchbranche und Filmpolitik wissen.
Paul Henkel von Schreibenwirkt, der Schreiben mit persönlichem Wachstum verbindet.
Meine Fragen an die Nominierten
- Welchen Stellenwert hat Schreiben in deinem Leben? Wie viel Zeit verbringst du damit?
- Wann hast du mit dem Schreiben begonnen? Was war dein Schlüsselerlebnis?
- Woher kommen deine Ideen?
- Wie konsumierst du selbst Geschichten? Bücher, Kino, Fernsehen, neue Medien?
- Schreibst du lieber dokumentarisch oder fiktiv?
- Serie/Reihe oder Einzelstück? Was liest, was schreibst du am liebsten?
- Handwerk oder Talent? Was braucht man deiner Meinung nach mehr?
- Wie hat sich dein Schreiben in den letzten 10 Jahren verändert?
- Was unterscheidet deinen Schreibstil von anderen? Stichst du heraus oder folgst du dem Mainstream?
- Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest/dürftest?
- Wer ist dein größter Kritiker?
Der Liebster Award und seine Regeln
Ohne die Regeln vor Augen wäre ich ja aufgeschmissen gewesen. Und weil es zu den Regeln gehört, die Regeln aufzuschreiben, folgen diese also hier:
- Bedanke dich bei dem Blogger/der Bloggerin, der/die dich nominiert hat und verlinke seinen/ihren Blog in deinem Beitrag. > DONE
- Zeige in deinem Artikel, dass du am “Liebster Award” teilnimmst und erwähne die Regeln. > DONE
- Beantworte die dir gestellten 11 Fragen. > DONE
- Denke dir selbst 11 Fragen aus. > Also DONE
- Informiere die von dir nominierten BloggerInnen darüber, dass du sie nominiert hast und bitte sie, deine Fragen zu beantworten. > Fast erledigt. Done and dusted.
Viel Spaß beim Antworten, ich hoffe ich habe würdige Fragen zusammengestellt, die euren Lesern noch ein bisschen mehr über euch und eure Passion, das Schreiben, verraten!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Liebe Christine,
Danke für deine ausführlichen und persönlichen Antworten, da bekommt man ja gleich beim Lesen wieder Lust zu schreiben 🙂 Und deine Fragen würde ich am liebsten selbst beantworten! So viel zur Frage, ob sie „würdig“ sind 😉
Spannend finde ich auch, in wie vielen Punkten wir übereinstimmen!
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
deine Fragen haben mir auch sehr viel Freude bereitet! Zu selten nimmt man sich die Zeit, sich so ausführlich mit der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen, und es hat mir auch selbst wieder einmal noch mehr Lust aufs Schreiben gemacht!
Beantworte meine Fragen doch einfach! Und wenn du es nur für dich selbst tust – zurücknominieren konnte ich dich ja schlecht 😉 Ich habe mich übrigens in einigen deiner Antworten auf die Fragen, die dir gestellt wurden, auch wiedergefunden. Great minds think alike – sagt man das nicht so? Haha …. 😀
Wünsche dir eine gute Woche,
Christine