

Als Autor oder Autorin hast du mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Klassisches Beispiel: Du triffst auf einen Bekannten oder ein Familienmitglied, den bzw. das du seit längerem nicht gesehen hast. Unweigerlich kommt die Sprache auf das, womit man so seine Brötchen verdient. Und hast du dann einmal die magischen Wörtchen „Ich bin Autor/in“ ausgesprochen, prasselt es auch schon auf dich ein:
„Kann man denn davon leben?“
„Willst du nicht lieber einen richtigen Beruf lernen?“
„Viel kann dabei ja nicht herumkommen.“
Wer den Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen. Und deshalb wird es Zeit, mit den Vorurteilen aufzuräumen – damit du beim nächsten Gespräch alle Zweifler in die Schranken weisen kannst.
Vorurteil 1: Nur die ganz Großen können vom Schreiben leben
Das beste Vorurteil und ein Grund, warum sich leicht beeinflussbare Menschen schnell von ihrem Traum vom Schreiben verabschieden. Klar, in die Liga der Topverdiener unter den Autoren kommt man nicht mal eben. Dass Autoren wie Andreas Eschbach, Cornelia Funke oder Charlotte Link von ihren Werken leben können, ist eine Sache. Aber dass man auch als weniger bekannter Autor in den Bereichen Fiction, Journalismus oder Online von seiner Leidenschaft leben kann, ist weniger gesellschaftlich akzeptiert.
Wer wirklich schreiben will, findet auch einen Weg, davon zu leben. Fakt ist: Als Autor/in ist eine gewisse Kreativität der Lebensplanung unumgänglich. Aber wer wenn nicht wir, wenn es darum geht, kreativ zu sein? Wer auf den sichereren Weg setzt, arbeitet halbtags in einem „anerkannten“ Beruf und nutzt seine Freizeit zum Schreiben, bis es dann irgendwann klickt und man den „Beruf“ aufgeben kann. John Grisham schrieb seinen ersten Roman in den frühen Morgenstunden, bevor er tagsüber erfolgreich als Anwalt arbeitete. Kathy Reichs konnte nur mit ihren Romanen erfolgreich werden, weil sie ihre Erfahrung aus dem Beruf zum Thema ihrer Thriller machte.
Die meisten Autoren können am Beginn ihrer Karriere nicht vom Schreiben leben. Wer schreiben will und damit sein Haupteinkommen verdienen will, braucht einen langen Atem. Dass das nicht immer ein Zuckerschlecken ist, sollte jedem angehenden Autoren klar sein. Doch auch wenn es am Anfang nur schleppend anläuft: Irgendwann kommt der Moment, an dem die Arbeit Früchte trägt. Ob das der erste veröffentlichte Roman ist, eine regelmäßige Auftragslage im Online-Bereich oder der an eine Zeitung verkaufte Artikel. Für uns Autoren gibt es nämlich nur einen Weg: bergauf!
Vorurteil 2: Studiere lieber etwas Sinnvolles
Autoren zählen weithin zu den Künstlern der Gesellschaft. Und jeder, der einen Studiengang belegt hat, der auch nur im weitesten Sinne nicht zu den Fachrichtungen zählt, hinter der kein direkt erkennbarer Beruf steht, kennt die Frage: „Und was kann man dann damit machen?“ Ich habe Geisteswissenschaften studiert, und diese Frage habe ich während meines Studiums mindestens fünfzig Mal gehört. Trotzdem war für mich klar: Ich studiere das, was mich interessiert.
Damit hebelt sich die Frage nach einem „sinnvollen Studienfach“ beinahe von selbst aus. Sinnvoll ist das, was man selbst als sinnvoll erachtet. Für den, der auf eine große Karriere und spätere Führungspositionen mit einem Top-Gehalt setzt, mag das ein Fach wie BWL oder Ingenieurwesen sein. Für diejenigen aber, die ohne Sprache und Schreiben nicht leben können, haben andere Dinge Priorität.
Zum Beispiel Leidenschaft. Wer leidenschaftlich schreibt, ist in diesem Beruf zu Hause, egal wie steinig der Weg ist. Punkt.
Vorurteil 3: Damit verdient man doch nichts
„Nichts“ ist immer eine Frage der Interpretation. Klar: Wenn nicht irgendwann der große Wurf kommt – ein erfolgreicher Roman, ein gut verkauftes Drehbuch, eine Festanstellung bei einer Agentur – leben viele Autoren von dem, was anderen wie „Nichts“ vorkommen mag.
Die Frage ist, wieviel man zum Leben braucht. Wer in bescheidenen Verhältnissen lebt, kann nämlich durchaus vom Schreiben leben. Ein Beispiel: Unzählige Agenturen und Unternehmen beschäftigen Freiberufler, die für sie schreiben. Und je mehr sich das Internet ausweitet, desto mehr Content muss produziert werden. Wenn es also mit der Literatur nicht direkt klappt, finden viele Autoren in diesem Bereich ein zweites Standbein. Und nebenbei bleibt immer noch Zeit für die Projekte, die einem wirklich am Herzen liegen.
Warum jetzt der beste Zeitpunkt ist, weiterzumachen
Zugegeben: Vom Schreiben leben ist wirklich nicht einfach. Doch wird jeder Autor, der es schafft, sein Einkommen mit Schreiben zu generieren, sagen, dass sich die Strapazen lohnen. Vorurteile gegen das Autorendasein gibt es zuhauf. Ich habe stellvertretend 3 Vorurteile zusammengefasst, die uns Autoren vor Augen führen, warum es sich lohnt zu kämpfen. Denn auch wenn die Welt vielleicht nicht auf uns gewartet hat, können wir ihr trotzdem etwas geben: Unsere Beiträge, Romane und Geschichten, seien sie fiktional oder dokumentarisch. Wenn wir gute Geschichten liefern, werden sie ihre Leser finden.
Als Autor/in kommst du bestimmt immer an einen Punkt, an dem du eine Geschichte in die Schublade legst, um später daran weiterzuarbeiten. Daraus wird of „nie“. Der Grund: Das Leben kommt dazwischen, der „eigentliche“ Hauptjob frisst die Zeit auf, du bist steckengeblieben in der Geschichte und weißt nicht, wie du weiterkommst. Zum Glück gibt es aber Möglichkeiten, den Kopf wieder frei zu bekommen. Einige Strategien verrate ich dir in diesem Artikel.
Wenn wir eine Geschichte in die Schublade legen, kommt das einem Aufgeben gleich. Denn nur wer wirklich schreibt, wird irgendwann vom Schreiben leben können. Und gibt es ein besseres Gefühl als seine eigene Geschichte, einen eigenen Artikel, das eigene Buchcover abgedruckt zu sehen?
Genau: Dafür lohnt es sich zu schreiben. Das kostet Schweiß, Fleiß und jede Menge Aufopferung. Doch wenn du deine Texte veröffentlichst – auf deinem Blog, in einer Zeitschrift, als E-Book – weißt du wieder, dass sich das Kämpfen gegen Ängste und Mutlosigkeit gelohnt hat!
Was denkst du?
Warum schreibst du? Wie schaffst du es weiterzumachen, auch wenn du mit Vorurteilen kämpfst?
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Christine!
Vielen Dank für deinen Artikel, den ich mit großem Interesse gelesen habe, denn genau wegen diesen Vorurteilen ist mein Traum vom Schreiben erst im Erwachsenenleben während einer Krise wieder in meine Realität gekommen. Schon als Kind wollte ich Schriftstellerin werden und liebte Bücher. Doch leider wurde schon früh meine Kreativität und die Lust aufs Schreiben „runtergeredet“ und ich wurde so erzogen, dass ich ganz seriös eine Ausbildung aufnahm und nun einen Beruf habe, der zwar ein sicheres Standbein ist, mich jedoch die meiste Zeit erheblich anödet. Nun beschäftige ich mich wieder mit dem Schreiben…..habe einen Fernlehrgang hierzu belegt, schreibe einen Blog und feile an einer Buchidee, aber trotzdem finde ich es schade, dass man mein „Talent“ früher nicht gefördert hat, sondern mich in eine ganz andere Richtung schubste, bis ich selbst diesen Glaubenssatz intus hatte, dass die Schreiberei nur ein „Schaumtraum“ ist. Jetzt bin ich froh, meinen Traum – wenn auch nur in kleinsten Schrittchen – in die Realtiät zu holen…ob’s mir irgendwann mal Geld bringt ist mir auch erst mal wurscht, denn es geht erst mal nur um mich und das es mir Spaß macht. Aber zugegeben, es ist schon sehr schwierig, die Schreiberei in den Alltag einzubauen. Es passiert tatsächlich sehr schnell, dass die Buchidee wochenlang unbearbeitet rumliegt, der nächste Blogeintrag auch schon wieder fällig ist, das Lehrheft auf Bearbeitung wartet und das Leben einen einfach irgendwie nicht zum schreiben kommen lassen möchte. Das nervt manchmal, denn ich würde gerne mehr Zeit damit verbringen und es macht einen innerlichen Druck, denn irgendwie ahne ich, dass das Schreiben irgendwas mit meiner „Lebensaufgabe“ zu tun hat. Das ist allerdings auch der Grund, warum ich nicht aufgebe, denn ich will rausfinden, inwiefern das so ist. 🙂
Hallo Jessica, ich freue mich immer wahnsinnig, wenn ich Geschichten wie deine lese! Bei vielen Menschen ist der Traum vom Schreiben über die Jahre in eine schmale Ecke gedrängt worden und wurde zugunsten eines „vernünftigen Jobs“ ad acta gelegt. Das Schöne: Träume und Leidenschaften lassen sich nur eine gewisse Zeit lang einsperren, bevor sie sich wieder an die Oberfläche kämpfen. Ich finde es super, dass du deine Leidenschaft auslebst, und wenn es auch nur kleine Inseln sind, in denen du schreiben kannst. Und wer weiß: Vielleicht wird es mit jedem Jahr mehr! Alles Gute, deine Christine
Liebe Christine,
auch ich danke dir für diesen Artikel. Ich habe nun auch einen Blog erstellt und möchte regelmäßig schreiben. Was mich überrascht ist, dass es dann manchmal völlig unerwartet aus mir heraussprudelt und ich da Texte schreibe, die mich begeistern und so klar wirken, dass ich mich frage, ob ich das gerade geschrieben habe. Wie andere auf mein Schreiben reagieren weiß ich noch nicht so recht, da ich bisher eher Feedback von Freunden habe, was ich dann immer als nicht ganz vorurteilsfrei herunterstufe. Also denke ich, dass auch das Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle spielt. Dank deines Beitrags fühle ich mich soeben auch als Autorin das erste Mal angesprochen und das ist ein schönes Gefühl. Ich habe dir auch schon eine E-Mail wegen einer Coaching-Anfrage geschrieben, denn ich denke, es ist gut, wenn einen am Anfang jemand etwas an die Hand nimmt. Gemeinsam sind wir stark. 🙂 Ein sehr schöner Blog! Bis bald, liebe Grüße, Elisa